Spiral Dynamics Second Tier

The End of the World as we know it

Ob es mit einer Utopie oder mit Auslöschung endet, wird bis zum letzten Moment ein Kopf-an-Kopf-Rennen sein. . . . Die Menschheit befindet sich in der „Abschlussprüfung”, ob sie sich für den Verbleib im Universum qualifiziert oder nicht.
– Buckminster Fuller

Ankommen im zweiten Rang

Second Tier: Aus dem Schutz und der Deckung der Schwarz Weiß Welt auftauchen, aufwachen. Sich zurechtfinden, seine Position in der sich schnell verändernden Welt finden, seinen Stand. Dann schauen, zu welchem WIR ich mich hingezogen fühle.
Darum ist das Gelbe Meme ein Ich Meme. Ich, der Einzelne, muss meinen Platz, meinen Stand in der Welt finden. Ich muss mich mit der Welt in Beziehung setzen, und nicht in Beziehung setzen lassen, wie es die vorangegangenen Ebenen getan haben.

Das Verhalten der ersten sechs Stufen in Spiral Dynamics ähnelt sich. Wenn sie gegen eine Wand laufen, gibt es zwei Reaktionen, mit diesem Umstand umzugehen. Entweder die Anstrengung wird verstärkt, um durch die Wand zu kommen, oder sie wird verringert.

Beige knabbert kurz an der Wand, legt sich dann hin und stirbt. Purpur verflucht die Wand und belegt sie mit einem Bann. Rot erklärt der Wand den Krieg und belagert sie. Blau sagt, die Wand sei des Teufels und ruft die Fatwa aus. Orange verkauft Krümel der Tapete der “widerspenstigsten Wand ever” an Touristen. Am Ende ist so viel Tapete im Umlauf, dass man 400 Wände damit tapezieren könnte. Grün spricht besänftigend auf die Wand ein, sagt, sie solle ihre Gefühle ausdrücken, das würde sie gleich viel durchlässiger machen. Wenn die Wand nicht zuckt, nennt Grün sie einen patriarchalen Nazi und geht in Sitzstreik.

Willkommen im zweiten Rang. Hier leben die Wenigen die fragen, was wir denn eigentlich auf der anderen Seite der Wand suchen. Hier beginnen wir das Zimmer zu sehen, alle Stockwerke und auch das ganze Haus. Der Mensch beginnt, Türen zu suchen und erkennt auch eine, wenn er direkt vor ihr steht. Das ist neu.

Wir tauschen den Kampf ums Überleben gegen das reine Interesse am Sein. Wir lernen und genießen, dass es mehrere Sichtweisen auf das gleiche Problem gibt. Der Mensch verlässt die einengenden Schubladen und sieht den ganzen Schrank. Kann sich jeweils das nehmen, was als adäquate Lösung erscheint, ohne ein Dogma draus zu machen.

Jetzt kommt der wirkliche Quantensprung. Alles, was es hier zu erreichen gibt, ist wie im Halma zu gewinnen oder nicht. Es ist nicht mehr existenziell. Der Mensch beginnt die Angst abzustreifen, die vorher wie ein alter enger Mantel gedrückt und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt hat.

Die Dinge beginnen (wieder) zu leben. Alles ist mit Allem verbunden. Ursache und Wirkung werden in einem großen Zusammenhang gesehen. Politik und Kultur beginnen sich aus dem Korsett von Mode, Wahlversprechen und Legislaturperioden zu lösen.

Für die, die bisher nur ihre Schubladen hatten, kann das wie das Ende der Welt aussehen. Die Apokalypse ihres Weltbildes. Der Blick hinter den Vorhang. Doch keine Panik, keiner muss vorzeitig aus seiner Schublade raus. Jedes Individuum und jedes System darf und muss in seiner Geschwindigkeit durch die Spirale wandern. Das ist die Einladung.

Die Aussicht genießen ohne abzuheben

Kritiker von Spiral Dynamics finden dieses Modell oft abgehoben. Einer der zentralen Vorwürfe ist, Spiral Dynamics würde bewerten. Besonders der Second Tier scheint es möglich zu machen, Menschen in weiter entwickelte und weniger weit entwickelte Individuen oder Kulturen zu unterscheiden. Und dass dieser Eindruck entsteht ist klar, wenn wir die Welt weiter in Gut und Böse, Rechts und Links oder Oben und Unten unterschieden haben wollen. Dann glauben wir, dass der Anfang einer Entwicklung schlechter ist als seine Mitte. Ein Ende gibt es in Spiral Dynamics nicht.

Ist ein Vierjähriger schlechter als ein Vierzigjähriger? Wir sind uns einig, dass das Quatsch ist. Der Vierzigjährige ist nur schon länger unterwegs, hat andere Erfahrungen gemacht, sieht die Welt mit anderen Augen. Ich kann in einer Entwicklung also sagen, dass jemand etwas mehr Kompetenzen erworben hat, ohne das andere abzuwerten oder abzulehnen. Im Gegenteil. Der heute Vierzigjährige braucht die Skills die der Vierjährige erworben hat. Zum Stehen, zum Gehen, sich einen Stuhl heranziehen wenn etwas zu weit oben ist, die Fernbedienungen bedienen, einen Löffel halten. Das Leben des Vierzigjährigen baut auf die Kompetenzen des Vierjährigen auf. Man kann dieses Alter nicht Skippen, nicht negieren, der Vierjährige bleibt Teil des Vierzigjährigen.

Kann ein Vierjähriger so gut Auto fahren, wie ein Vierzigjähriger? Eher nicht, obwohl er sich das zutraut. Macht es Sinn dem Vierjährigen deshalb die Schlüssel in die Hand zu drücken und eine Runde um den Block drehen zu lassen. Eher nicht, Auto fahren ist für den Vierjährigen gerade noch nicht dran. Bei ihm steht Balance halten auf dem Fahrrad an, vielleicht die ersten Schreibversuche oder Viola spielen. Mit Politik brauchen wir dem Vierjährigen nicht zu kommen, aber mit Schokoladeneis. Ist er deshalb blöd? Nö, er ist halt vier.

Es gibt Regionen auf diesem Planeten, die sich anders entwickelt haben als andere. Die Lebensbedingungen formen die Menschen. Völker, die unter einer ständig warmen Sonne mit genügend Angebot an Proteinen und Trinkwasser leben, sind nicht so stark in eine Entwicklung gezwungen, wie Menschen, die ständig frieren und Hunger haben.

Die heutige westliche Wertegemeinschaft kommt eher aus der Ecke Kalt und Hunger. Die Wikinger haben die Engländer überfallen, weil sie auf ihrem kargen Land zu wenig zu Essen anbauen konnten. Sie haben so viel Unruhe in das nordische Europa gebracht, dass dieses sich schneller entwickeln mussten. Die Wikinger waren die ersten Europäer die Amerika entdeckt haben. Sie waren neugierig, aggressiv, unbeherrscht und auf Beute aus. So wie der Vierjährige im Supermarkt.

Würde ich einem Wikinger sagen, er soll sich eine Pizza bestellen, wenn er Hunger hat? Nein. Wir haben uns in eine Welt der Lieferpizza hinein entwickelt. In uns sind Hunderte Jahre Entwicklung, die uns vom Wikinger trennen. Aber seine Neugier, sein sich messen wollen, sein Wille zur Tat sind immer noch in uns. Ohne ihn wären wir nicht die, die wir sind.

Second Tier ist nicht abgehoben. Second Tier ist zu wissen, dass der Vierjährige, der Vierzigjährige und der Wikinger auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen stehen, ohne dass das eine Aussage über ihren Wert macht. Für jeden sind einfach unterschiedliche Dinge dran. Second Tier kann jede Stufe sehen und sie bewusst integrieren. Es umarmt alles und kann Allem seinen Platz zuweisen.

Spiral Dynamics Second Tier – The End of the World as we know it

Oft wird die Apokalypse als der Untergang der Welt gesehen. Doch dieser Eindruck ist falsch. Die Apokalypse ist die Entfernung der Schleier vor der Welt. Wir beginnen die Welt zu sehen wie sie ist. Was untergeht, wovon wir uns verabschieden, sind die Sichtweisen auf die Welt, wie wir sie kannten.

Es wird heutzutage oft von Aufwachen gesprochen. Besonders zu Pandemiezeiten wurde das oft benannt, da gab es Schlafschafe, die nichts hinterfragten, und Erwachte, die überall die Drahtzieher hinter den Geschehnissen sahen. Man kann es als eine Art politisches Erwachen betrachten. Nach Jahren der Apathie und der Regierung von Angela Merkel, begannen sich einige Menschen wieder für ihre eigenen Geschicke zu interessieren. Oft auch ein Stück am Ziel vorbei.
Was wirklich geschieht ist, dass wir beginnen zu erkennen, dass es für die komplexen Fragen unserer Welt nicht nur eine Antwort gibt. Wenn wir die Ebenen des Bewusstsein betrachten, sind es im ersten Rang allein sechs unterschiedliche Blickwinkel.

Die Apokalypse ist, dass wir diese Blickwinkel erkennen. Wir können die Welt durch unterschiedliche Brillen betrachten, lernen diese Weltsichten zu respektieren und einzubeziehen. Die Band REM sang Anfang der 90er “it’s the end of the world as we know it”, der kalte Krieg war zu Ende, die Mauer war gefallen, die Alliierten räumten nach 40 Jahren Deutschland und auch alle anderen von den Sowjets “beschützten” Zonen. Doch das Ende der Welt hat sich weiterentwickelt, die Liberale Erzählung, wie Yuval Harari unser Werte- und Wirtschaftssystem nennt, hat auch keine guten Antworten auf das, was uns bevorsteht, einige sind der Meinung, dass wir es nochmal mit dem Sozialismus probieren sollten.

So bröckelt das, was uns lange gut und sicher war und wir müssen uns fragen, was der Boden ist, auf dem wir in Zukunft stehen wollen. Vielleicht ist es gar nichts, was uns schrecken soll. Theoretisch haben wir mit dem Durchschreiten des Ersten Ranges die Subtitienzebenen hinter uns gebracht. Mit Gelb starten wir in die Ebenen, die mehr vom Sein bestimmt werden soll. Existenzängste, Mangel und das Überleben stehen nicht mehr im Vordergrund.

Auf Beige standen Nahrung, Fortpflanzung und Schutz das Wichtigste, auf Purpur haben wir uns unseren Platz im Universum versucht zu erklären, auf Rot sind wir gewalttätig gegen unsere Ohnmacht vorgegangen, in Blau war es das Chaos, das wir versuchten zu ordnen, in Orange befreien wir uns aus der Fremdbestimmtheit und in Grün befreien wir uns von Diskriminierung und Ungerechtigekeit. Aber immer ist es ein Mangel, von dem wir uns versuchen zu befreien, das hört in Second Tier auf.

Das Neue entsteht

Gelb ist das Neue, auch wenn Türkis von einigen Individuen schon lebbar scheint. Wir können aber Gelb, ohne komplett darin verankert zu sein, alle schon betreten. Kognitiv ist es sicher möglich, Gelbe Ideen zu denken, anzuwenden und durchzusetzen, auch wenn wir sonst wieder auf unser eigentliches Zentrum “zurücksinken”. Das ist auch die Hoffnung in der Gemengelage zwischen Blau, Orange und Grün, die wie aktuell haben auf diese Art Luft zu bekommen.

Natürlich deuten Menschen, deren Schwerpunkt zum Beispiel auf Orange liegt, die neuen Meme aus ihrer Perspektive. Hier wird sich durch die Anwendung Gelber Techniken eine höhere Effizienz erhofft, Grüne Prinzipien werden verstanden und angewendet in der Hoffnung, dass zufriedene Mitarbeiter leistungsfähiger sind oder Change an sich klingt viel interessanter, wenn man erhofft durch Gelbe Teams sonst nicht so viel verändern zu müssen. Und ja, Gelb spricht all diese Sprachen und wird in der Lage sein, zwischen den verschiedene Ebenen einen Konsenz zu finden.

Lange hatten wir im ersten Rang immer nur Probleme der jeweiligen Ebene und ihre Übergangskrisen. Doch unsere westliche Kultur lebt und arbeitet aktuell auf drei Memen gleichzeitig Blau, Orange und Grün. Sie hat sich über den ganzen Planeten ausgedehnt, nimmt überall Einfluss, hat großen Wohlstand geschaffen. Gleichzeitig, und das sehen wir heute mit aller Deutlichkeit, ist dieser Wohlstand auf Kosten von etwas geschaffen worden. Die Probleme die daraus entstanden sind, kennen wir, Rückgang der Artenvielfalt, ökologische Katastrophen, Ressourcenknappheit oder Plastik verseuchte und leergefischte Meere. Doch während Evolution noch bis vor 500 Jahren dezentral und punktuell verlaufen ist, umspannen die Reibereien der Meme aktuell den ganzen Globus.

Auf dem Level auf dem die Probleme entstanden sind, werden wie sie jedoch nicht lösen können. Also brauchen wir das Gelbe Mem, Second Tier Lösungen um die Evolution der vorangegangen Meme mit immer weniger Kollateralschäden zu begleiten. Die gute Nachricht ist, das Second Tier Denker gar nicht anders können, und alle anderen sich diesem allumfassenden Verständnis widmen müssen. Die nächste gute Nachricht ist, das Gelb das ganz entspannt und undogmatisch tun kann.

Im Gegensatz zu Grün wird Gelb nicht von Weltrettungsfantasien angetrieben, es wird sich bei Widerstand auch nicht der Missionierung hingeben und sein Aufgabenfeld wechseln. Mit Gelb treten wir in eine Zeit ein, wo wir es aufgeben, recht haben zu wollen. Links und Rechts, Schwarz und Weiß sind die Dogmen des ersten Ranges. Gelb kennt Grautöne, kann sowohl als auch nebeneinander gelten lassen. Es weiß, dass die Wirklichkeit kein Fixum ist, und immer auch Sache des Betrachters.

Entspannung im First Tier, mehr Freiraum im Second Tier

Gelb will die unteren Ebenen nicht ablegen. Sie sind der Werkzeugkoffer der Evolution. Es gilt nun, sie ideal miteinander zu kombinieren, statt sie als Gegenspieler aufs Spielfeld zu setzen. Jeder kann in diesem Spiel seinen Platz finden und hat auch genug Platz, um nach oben zu wachsen.

Eine Möglichkeit Gelb global zu triggern, könnte ein Bedingungsloses Grundeinkommen sein. Es gibt genug Versuche, Berechnungen und Forschungen darüber, das so ein Grundeinkommen machbar ist. Es ist nicht nur möglich, die regionalen Versuche haben auch gezeigt, wie Menschen eigenverantwortlich beginnen sich fortzubilden, sich um andere zu kümmern oder verstaubte Träume anzugehen. Die Fortnahme des existenziellen Struggles, dem wir auf den unteren sechs Ebenen noch ausgeliefert sind, scheint die innere Schleife, das man ja sowieso nichts tun könnte zu durchbrechen.

In Versuchen in Afrika, wo Geld verschenkt wurde, gründeten die Beschenkten kleine Businesse, in den auch ihre Nachbarn arbeiten konnten. Bisherige Entwicklungshilfe oder das Spenden von Nutzvieh scheinen dagegen immer weiter an die Armut zu fesseln und weniger zu bewegen. Vielleicht ist das die Spritze Evolution die wir brauchen. Fällt es uns nicht leichter, den Kopf zu heben und mehr Verantwortung zu übernehmen, wenn wir nicht im Klein Klein des sorgenvollen Alltags gefangen sind? Müssen wir den Aufstieg erleiden, oder fällt es uns nicht vielleicht leichter von einer sicheren Warte aus nachzulernen, was uns de Spirale an Erfahrungen bisher noch nicht geboten hat. Für so viele Menschen, die schon viel weiter sein könnten, ihr Beige aber nicht gesichert ist, könnte diese Einrichtung eine Erleichterung bedeuten, die uns ganz schnell in ein ganz anderes Fahrwasser bringt.

Literatur und Quellen zu Spiral Dynamics

Filme zu Spiral Dynamics Second Tier

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